Empirische Forschung
Wozu sind Pflanzen in der Lage?
Die aktuelle Generation der Pflanzenethik greift großzügig auf empirische Resourcen zurück. Das sollte uns nicht überraschen, da jüngste Entwicklungen in der Botanik spannende neue Einblicke in die Fähigkeiten von Pflanzen gewähren, die radikal neuartige philosophische Zugänge zu pflanzlichem Leben ermöglichen. Unter dem Titel "Pflanzenneurobiologie" werden eine Reihe bahnbrechender Forschungsfragen diskutiert, nämlich ob Pflanzen dazu in der Lage sind, zu denken, zu lernen, sich zu erinnern und zu kommunizieren. Hinweise auf adaptives Verhalten und die Fähigkeit, Signale zu senden und darauf zu reagieren, legen das nahe, aber die adäquate Interpretation der empirischen Daten steht noch zur Debatte.
Der folgende Artikel bietet eine Einführung und einen historischen Überblick zur Pflanzenneurobiologie:
- Brenner, Eric D., Rainer Stahlberg, Stefano Mancuso, Jorge Vivanco, František Baluška, und Elizabeth Van Volkenburgh. 2006. "Plant Neurobiology: An Integrated View of Plant Signaling." Trends in Plant Science 11 (8): 413–419.
Dieser Sammelband enthält Artikel einer großen Zahl von anerkannten Expertinnen und Experten innerhalb des Forschungsfeldes:
- Baluška, František, Stefano Mancuso, und Dieter Volkmann, eds. 2006. Communication in Plants. Neuronal Aspects of Plant Life. Berlin/Heidelberg: Springer.
Zwei der wichtigsten Argumente, die für die These, dass Pflanzen eine Form von Intelligenz aufweisen, in Buchformat geführt wurden, sind Plant Behaviour and Intelligence von Anthony Trewavas und Brilliant Green von Stefano Mancuso und Alessandra Viola:
- Trewavas, Anthony. 2014. Plant Behaviour and Intelligence. Oxford: Oxford University Press.
- Mancuso, Stefano und Alessandra Viola. 2015. Brilliant Green. The Surprising History and Science of Plant Intelligence. Übersetzt von Joan Benham. Washington/Covelo/London: Island Press.
Für eine differenzierte Diskussion des Themas empfehlen wir die Debatte zwischen Trewavas und Richard Firn:
- Trewavas, Anthony. 2003. "Aspects of Plant Intelligence." Annals of Botany 92 (1): 1–20.
- Firn, Richard. 2004. "Plant Intelligence: An Alternative Point of View." Annals of Botany 93 (4): 345-351.
- Trewavas, Anthony. 2004. "Aspects of Plant Intelligence: An Answer to Firn." Annals of Botany 93 (4): 353-357.
Ramsey Affifi bespricht Pflanzenintelligenz mit Schwerpunkt auf Lernen und Erinnerung:
- Affifi, Ramsey. 2013. "Learning Plants: Semiosis Between the Parts and the Whole." Biosemiotics 6 (3): 547–559.
Zwei weitere kritische Stellungnamen zur Pflanzenintelligenz sind hier zu finden:
- Alpi, Amedeo, Nikolaus Amrhein, Adam Bertl, Michael R. Blatt, Eduardo Blumwald, Felice Cervone, Jack Dainty, et al. 2007. "Plant Neurobiology: No Brain, No Gain?" Trends in Plant Science 12 (4): 135–136.
- Cvrčková, Fatima, Helena Lipavská, und Viktor Žárskỳ. 2009. "Plant Intelligence: Why, Why Not or Where?" Plant Signaling & Behavior 4 (5): 394–399.
Abgesehen von Pflanzenintelligenz im Allgemeinen gibt es auch eine immer größer werdende Literatur zur Pflanzenkommunikation im Speziellen. Botanische Hinweise legen nahe, dass Pflanzen durch eine Reihe verschiedener Kanäle kommunizieren (mit sich selbst, miteinander und sogar mit anderen Arten von Organismen wie Bakterien oder Pilzen). Das wirft Fragen auf, etwa ob pflanzlicher Signalabstausch wirklich als eine Art von Kommunikation bezeichnet werden kann und falls ja, ob diese Beobachtung hinreicht, um Pflanzen Intelligenz zuzusprechen.
Zu Pflanzenkommunkation über luftgetragene Signale, siehe:
- Heil, Martin, und Richard Karban. 2010. "Explaining Evolution of Plant Communication by Airborne Signals." Trends in Ecology & Evolution 25 (3): 137–144.
- Reddy, Gadi V.P. 2012. "Recent Trends in the Olfactory Responses of Insect Natural Enemies to Plant Volatiles." In Biocommunication of Plants, hg. von Günther Witzany und František Baluška, 281-301. Berlin/Heidelberg: Springer.
Zu Pflanzenkommunkation über elektrische Signale, siehe:
- Fromm, Jörg. 2006. "Long-Distance Electrical Signaling and Physiological Functions in Higher Plants." In Plant Electrophysiology. Theory and Methods, hg. von Alexander G. Volkov, 269-285. Berlin/Heidelberg: Springer.
- Davies, Eric. 2006. "Electrical Signals in Plants: Facts and Hypotheses." In Plant Electrophysiology. Theory and Methods, hg. von Alexander G. Volkov, 407-422. Berlin/Heidelberg: Springer.
Zu Pflanzenkommunkation über chemische Signale, siehe:
- Balmer, Dirk und Brigitte Mauch-Mani. 2012. "Plant Hormones and Metabolites as Universal Vocabulary in Plant Defense Signaling." In Biocommunication of Plants, hg. von Günther Witzany und František Baluška, 37-50. Berlin/Heidelberg: Springer.
- Dinant, Sylvie und Paula Suárez-López. 2012. "Multitude of Long-Distance Signal Molecules Acting Via Phloem." In Biocommunication of Plants, hg. von Günther Witzany und František Baluška, 89-121. Berlin/Heidelberg: Springer.
Zu Pflanzenkommunkation über Wurzelnetzwerke, siehe:
- Johnson, David, und Lucy Gilbert. 2015. "Interplant Signalling through Hyphal Networks." New Phytologist 205 (4): 1448–1453.
- Selosse, Marc-André, Franck Richard, Xinhua He, und Suzanne W. Simard. 2006. "Mycorrhizal Networks: Des Liaisons Dangereuses?" Trends in Ecology & Evolution 21 (11): 621–628.